Einleitung
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Die Republik Paraguay befindet sich südlich des geographischen Zentrums von Südamerika zwischen 19º und 28º Süd und 54º und 63º West.
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Das Land ist gegenwärtig in 17 Departamente aufgeteilt, die früher existierenden Departamente “Chaco” und “Nueva Asunción” wurden jeweils in “Alto Paraguay” und “Boqueron” eingegliedert.
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Der Río Paraguay, von Norden nach Süden fliessend, teilt das Land in zwei deutlich verschiedene Regionen: Ostparaguay und Chaco.
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Ostparaguay mit 39% der Gesamtfläche des Landes erstreckt sich vom Rio Paraguay nach Osten bis zum Rio Parana, beherbergt jedoch 97% der Bevölkerung. Höhenzüge mit Mittelgebirgscharakter (max. 842 msnm) in etwa nord-südlicher Richtung markieren die Wasserscheide zwischen dem Rio Paraguay und dem Rio Parana. Diese Höhenzüge werden von der westlichen Flanke eines grossen, auf dem Sandstein aufliegenden Basaltschildes gebildet, der bis zum Rio Parana reicht.
Vom ursprünglichen Atlantikwald, der einst nahezu das gesamte östliche Paraguay bedeckte, sind nur klägliche Reste übrig, der grossen Bäume und damit der oberen Kronenschicht beraubt, ausgeplündert und zerstört. Die besseren Böden und höhere jährliche Niederschlagsmengen (1700mm) haben das Gebiet für die industrielle Landwirtschaft, hauptsächlich den Soja-anbau attraktiv gemacht.
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Nach Westen hin folgen Sandsteinverwitterungsböden, nährstoffarm und mit abnehmenden Niederschlagsmengen. Konsequenterweise errreichten die Wälder, die heute weitgehend entfernt sind und durch eingeführte afrikanische Steppengräser für die Rinderhaltung ersetzt wurden, geringere Höhen. Die übrig gebliebenen Inseln dieses Waldes befinden sich in einem noch kläglicheren Zustand. Mit der Entfernung der oberen Kronenschicht und nahezu aller Sägeholz liefernden Bäume dringt mehr Licht in den Wald und an vielen Stellen erreichen die Sonnenstrahlen den Boden. Die extensive Rinderhaltung erlaubt den Tieren den Zutritt zum Wald, die auf diese Weise den Unterwuchs durch Verbiss stark auslichten. Bevorzugte Pflanzenarten verschwinden, was wiederum dem Wind ungehinderten Zutritt gewährt. Sonne und Wind ändern das Microklima im Wald, trocknen die Böden aus, der Grundwasserspiegel sinkt und Quellen versiegen. Dieser unaufhaltbare und nicht mehr rückgängig zu machende Prozess ist im gesamten Bereich Ostparaguays festzustellen und führt unweigerlich zur Wüstenbildung.
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Nach dem Ende der letzten Vereisung in der nördlichen Hemisphäre, vor etwa 10 – 12 Tausend Jahren, als die Ozeane wieder bis zur heutigen Höhe anstiegen und die Niederschlagsmengen in der südlichen Hemisphäre stark zunahmen, begannen die Wälder ihr Areal auszudehnen und den älteren Vegetationstyp, die Cerrados, bis auf wenige Inseln zurückzudrängen. Diese Relikte aus vergangenen trockeneren Zeiten waren in grösserem Ausmass in den nördlichen Departamenten, Concepcion und Amambay, zu finden. Auch nach Süden hin, in den Departamenten San Pedro, Kanindeyu, Caaguazu und Paraguari sind noch Cerrado-ähnliche Vegetationstypen vorhanden, jedoch in geringerem Ausmass und mit wechselnder Artzusammensetzung.
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Weiter nach Westen zum Rio Paraguay hin löst sich der Wald inselartig auf. Diese Waldfragmente stocken auf Sandsteinverwitterungsböden, die die kaum wahrnehmbare Erhöhungen über den Grassteppen der Alluvialböden bilden. Entlang des Rio Paraguay und seiner Zuflüsse stocken Galeriewälder in wiederum anderer Artzusammensetzung.
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Diese Reliefkarte, freundlicherweise von Michael Schmeling (sales@aridocean.com) zurVerfügung gestellt, zeigt sehr deutlich die ehemalige Ausdehnung des Atlantikwaldes, die im Wesentlichen mit den Erhöhungen im Osten deckungsgleich war, die offenen Graslandschaften mit Feuchtgebieten entlang des Rio Paraguay, die riesige Ebene des Chaco im Westen und die Wasserscheide zwischen Rio Paraguay und Rio Parana
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Der Westen Paraguays, der Chaco, mit 61% der Gesamtfläche des Landes beherbergt jedoch nur 3% der Bevölkerung. Charakteristisch ist die vollkommen ebene Lage, die nur von wenigen Hügeln im Norden des Departaments Alto Paraguay unterbrochen ist. Diese Erhebungen sind erodierte Reste sehr alter Gebirge, die von den aus den Anden stammenden Sedimenten fast zugeschüttet sind. Die Ebene, die sich vom Rio Paraguay nach Westen bis zur bolivianischen Grenze erstreckt, steigt auf einer Länge von über 600 km nur 200 m an.
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Der sogenannte Bajo Chaco stellt den feuchteren östlichen Teil entlang des Rio Paraguay und des Binnendeltas des Rio Pilcomayo dar. Die Vegetation in diesem Gebiet ist das Resultat von temporären hohen Wasserangeboten, sei es durch sommerliche extrem hohe Niederschläge, durch Überschwemmung vom Rio Paraguay her oder durch zyklische Hochwasser des aus den Anden kommenden Rio Pilcomayo.
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Diese Karte, freundlicherweise von Michael Schmeling(sales@aridocean.com) zurVerfügung gestellt, zeigt das erschreckende Ausmass, welches die Entwaldung im Chaco angenommen hat
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Eine Charakterart dieser zeitweise überschwemmten Ebenen sind die Palmen der Gattung Copernicia, die oftmals dichte Bestände bilden. Zweifellos sind die extensive Rinderhaltung und das jährliche Abbrennen der trockenen Vegetation zum Winterende verantwortlich für das heutige Zustandsbild der vorherrschenden Vegetationsgemeinschaften im Bajo Chaco.
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In nordwestlicher Richtung geht die Vegetation langsam zu Xerophytengesellschaften über, einen dichten Dornbuschwald bildend, der sich mit wenig Abwechlung in der Artenzusammensetzung bis zum Übergang nach Amazonien im Norden und den Andenfuss im Westen hinzieht.
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Die Isohyeten haben ungefähr Nord – Süd Richtung, die jährlichen Niederschläge nehmen von Werten um 1200 mm entlang des Rio Paraguay bis zu Werten unter 500 mm im westlichen trockenen Chaco ab. Die Konzentration der Niederschläge in den Monaten zwischen November und März erzeugen eine ausgeprägte Trockenzeit in den Monaten Juni bis Oktober. Während in den Sommermonaten feuchte atlantische Nordwinde vorwiegen, herrscht ein ozeanisch subtropisch feuchtes Klima. Im Winter hingegen dringt antarktische Kaltluft aus dem südlichen Pazific weit nach Norden vor, die beim Übergang der Anden ihre Feuchte verliert und ein kontinentales gemässigtes trockenes Klima erzeugt.
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Biodiversität, oder Artenreichtum wird durch faunistische und floristische Studien dokumentiert. Die Basis aller weiteren Forschung ist die Kenntnis der Arten. Naturschutz ohne Artenkenntnis ist nicht möglich. Faunístik und Florístik sind elemental für biogeographische Studien. Die geographische Verbreitung gehört zur Definition einer Art.
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Verlässliche und exakte Daten sind daher unerlässlich für wissenschaftliche Studien und auch für technische, wie Umweltstudien, Naturschutzprojekte oder Ressourcenmanagement.
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Welche Verwirrung durch eine allzu leichtfertige Handhabung wissenschaftlicher Daten entstehen kann, soll am Beispiel des Rotschwanz-Glanzvogels Galbula ruficauda aufgezeigt werden.
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Der erste Nachweis dieser Art für Paraguay wurde im Juli 1996 im äussersten Nordosten des paraguayischen Chaco gemacht, wenige Kilometer südlich der bolivianischen Grenze (Escobar & Drechsel). Ein Exemplar wurde mit einem Vogelnetz gefangen, fotografiert und wieder freigelassen. Sowohl das Foto als auch die Begleitumstände wurden in einer Doppelseite der Tageszeitung ABC-Color, Revista Dominical (1 de Setiembre 1996, Seiten 10-11) publiziert.
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Drei Jahre später, 1999, erscheint die “Evaluación Ecológica Rápida”1065 Motivos iniciales para proteger el Parque Nacional Defensores del Chaco. Zu unserem grössten Erstaunen wird G. ruficauda in zwei der Listen dieser voluminösen Publikation als Bewohner des untersuchten Areals aufgeführt ohne jedoch die Quellen eines solchen Nachweises zu nennen. Mit grosser Sicherheit können wir behaupten, dass diese Vogelart im vorgenannten Nationalpark nicht vorkommt.
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In der 2004 erschienenen Lista comentada de las Aves de Paraguay. Annotated checklist of the Birds of Paraguay wird das Vorkommen von G. ruficauda als hypothetisch eingestuft und der Wahrheitsgehalt unserer Meldung in Zweifel gezogen. Als Argument wird die Unmöglichkeit der Auffindung unseres Artikels mit den Fotos angegeben.
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Während einer Arbeitssitzung im Jahre 2005 wurde den Autoren der “checklist” die Veröffentlichung vorgelegt, welche jedoch wiederum versäumten, die Art in dem 2006 erschienenen Buch Aves de Paraguay aufzunehmen.
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